Aufstiegswoche mit der Sektion Südblock

Vieles war geplant, nur eines konnten wir realisieren. Die Jubiläumssaison, die 50 Jahre Bundesligabasketball in Bamberg bedeutet, geht definitiv in die Geschichte ein. Aber anders als wir es uns alle nach dem „My Part of History“-Tag gedacht und erhofft hatten. Und dennoch: wir wollen die damaligen Helden ehren. Denn ohne sie – wer weiß, wo wir heute ständen?

Die Sektion Südblock widmet diese Aufstiegswoche (am 11. April 1970 war das entscheidende Spiel) komplett den Mannen von damals. Auf ihrer Facebook- und Instagramseite gibt es täglich Rückblicke und Interviews.

Stellvertretend übernehmen wir nachfolgend den Beitrag vom letzten Samstag. Dem Tag, an dem vor genau 50 Jahren der Aufstieg perfekt gemacht wurde.

 

50 Jahre Aufstieg in die Bundesliga

Eigentlich ist der April ein heißer Monat für das Basketballherz. Denn eigentlich kämpft hier ein Jeder noch einmal um die besten Startplätze für die Playoffs oder um den Klassenerhalt. Insbesondere der morgige Sonntag würde das Bamberger Basketballherz schneller schlagen lassen, denn man wäre in München zu Gast. Eigentlich.

Kontaktverbote und Quarantäne bestimmen derzeit den Alltag und vieles alltägliche, wie auch der Besuch in der Arena, ist auf einmal nicht mehr möglich.

Was also tun mit der neu gewonnenen Zeit? Die Küche könnte man in Heimisolation auch ein achtes Mal auf Hochglanz putzen, jeden noch so Nerv tötenden Kindergartenfreund googlen oder endlich das passende Puzzle zu dem einen Puzzlestück aus dem Staubsauger finden?

Nicht mit uns! Wir nehmen euch eine Woche lang mit auf eine Zeitreise! Wir feiern mit euch online - und das nicht ohne Grund:

Heute, am 11. April 2020, ist es auf den Tag genau 50 Jahre her, dass die Bamberger Basketballer in die Bundesliga aufgestiegen sind! Heute ist es daher auch an der Zeit zurückzublicken, auf eine Basketball-Ära, die so komplett anders war als heute - aber doch auch so ähnlich!

Die Saison 1969/1970 verlief für die Basketballer des 1. FC Bamberg, damals die "Violetten" wegen ihrer veilchenfarbenen Trikots, überraschend gut! Als Aufsteiger in der Oberliga Süd konnte man sich gegen alle anderen Mannschaften durchsetzen und gewann auch die meisterschaftsentscheidende Partie gegen den SV Möhringen.

Bereit für den Aufstieg?

Schon damals galt Bamberg als gefürchteter Kontrahent.

Einerseits lag dies an der großen Spielfreude der Spieler und ihrem Ausnahmetalent Jim Wade. Dieser war glücklicherweise in der Bamberger Kaserne stationiert und durfte, nach einigem Hin- und Her, zum Bamberger Kader dazu stoßen. Allerdings fehlte Wade aufgrund seiner Verpflichtungen der U.S. Army gegenüber auch das ein oder andere Mal, was bei manchen Fans eher Unbehagen auslöste. So hatte man in der Oberliga nur zwei Spiele verloren - beide ohne Jim Wade!

Andererseits galt gerade die Stimmung in der Bamberger John F. Kennedy-Halle aufgrund der zahlreichen und lautstarken heimischen Fans als legendär. Gerade beim Meisterschaftsspiel gegen Möhringen, wurde mit 2200 Fans auch der Zuschauerrekord in ganz Basketballdeutschland geknackt - und man befand sich immerhin "nur" in der Oberliga! Die Kennedy-Halle platze in dieser Ära immer wieder aus allen Nähten, sodass man sich mit Löchern im Zaun oder dem Einstieg über das Fenster in die Spielerkabine zu helfen wusste. Die Spieler waren daran gewöhnt und grüßten freundlich zurück - man kannte sich eben.

Es herrschten auch auf den Zuschauerplätzen, welche zeitweise sogar unmittelbar auf dem Boden hinter der Baseline begannen, eigene Gesetze: Trotz Alkohol- und Rauchverbot wurde im Halbdunkel der Halle in Fankreisen alles für erlaubt erklärt, sodass es selbst im Fränkischen Tag einen Aufruf zum Einhalten des Rauchverbotes gab. Der "Kennedy-Roar", das überkochende orkanartige Getöse von den Zuschauerplätzen, galt als Bamberger Markenzeichen und war in ganz Basketballdeutschland gefürchtet und einmalig.

Damals musste man, um als Oberligameister aufzusteigen, noch die Aufstiegsrunde überwinden. Diese durfte der FC Bamberg gegen den BC Darmstadt, den Vizemeister aus der Oberliga Südwest, in Hin- und Rückspiel bestreiten.

Aufstiegsspiel, die Erste!

Die Devise lautete: Heimvorteil beim ersten Spiel so gut wie möglich nutzen! Die Vorzeichen standen gut, war man doch gerade mit der nötigen Euphorie ausgestattet und wusste um die Qualität des Bamberger Heimvorteils. Doch die Vorfreude wurde getrübt: Einerseits fielen Klinger, Lorber und Müller verletzungsbedingt aus, andererseits wurde ausgerechnet der Punktegarant Wolfgang Reichmann von Bambergs Coach Werner "Pablo" Hartmann mit einer Sperre zu diesem wichtigen Spiel versehen. Mannschaftskamerad Werner Voigt zeigte sich solidarisch mit seinem 22-jährigen Mitspieler und verzichtete freiwillig auf seinen Einsatz. Für viele Fans absolut unverständlich, da hier ein angeblich von Reichmann versäumtes Training der einzige Grund gewesen sein soll. Aus dieser Ausgangssituation entwickelte sich jedoch nicht die zu erwartende Katastrophe. Eher trumpfte Jim Wade um so mehr auf und machte das anfangs träge Spiel, mit 34 Punkten, beinahe zu einer One-Man-Show. Im Zeitungskommentar war später zu lesen: "Ohne ihn wäre der ersatzgeschwächte FC am Samstag eingegangen wie eine Primel im Wüstensand." Unterstützt wurde Wade an diesem Tag vor allem durch Gerhard Brand (25 Pkt.) und Helmut Hempfling (11 Pkt.).

Endstand 88:65! Somit ging es mit 23 Punkten Vorsprung zum Auswärtsspiel nach Hessen.

Alle ab nach Darmstadt!

Daheimgebliebene berichten, dass Bamberg am Abend des 11. April 1970 wie ausgestorben wirkte. Gefühlt jeder wollte die mögliche Sensation live mit verfolgen, ob in der Turnhalle der TU an der Kekuléstraße in Darmstadt, oder vor dem heimischen Radio. Der Aufstieg war, vor allem mit der Steilvorlage aus dem Heimspiel, zum Greifen nah! Und ein gefühltes Heimspiel sollte es jetzt auch werden.

Die Ankunft der Bamberger Fans wurde seinerzeit als "Invasion" betitelt und so mancher Darmstädter hatte das Nachsehen, da die Halle in kürzester Zeit bis zum Bersten gefüllt war - dominiert von den Bamberger Schlachtenbummlern und ihrem berühmt berüchtigten "FC Bamberg - Ei-Ei-Ei-Ei!". 500 der 700 Zuschauer waren aus Bamberger Reihen, dem Darmstädter Publikum blieb nur die Flucht auf die Gegengerade. Jeder Spieler des FC wurde mit Jubelstürmen empfangen, Fans trugen violette Hemden und schwenkten veilchenfarbene Fahnen - für diese Zeit sehr ungewöhnlich. Akustisch wurde das ganze durch rhythmisches Klatschen, Hupen und Trompetensignale unterstützt. Die fränkischen Fans zeigten sich auch durch ein Transparent siegesgewiss. "Wir haben die richtigen Männer! Mit dem FC Bamberg sicher in die Bundesliga!" hing gut leserlich über dem Eingang.

Aufstieg zum Greifen nah!

Ohne Jim Wade, der von der US Armee abkommandiert war, ging es in die Partie. Von Anfang an zeigten die Darmstädter überraschend hohen Kampfgeist - und das trotz der hohen Niederlage aus dem Hinspiel. Aber auch die Bamberger wurden im zweiten Viertel richtig heiß, sodass es zwischenzeitlich eine Partie auf Augenhöhe wurde, der FC Bamberg blieb bis zur Halbzeitpause in Führung. Im dritten Viertel kamen die FCler um Gerhard Brand deutlich unkonzentrierter aufs Feld zurück und mussten ihre Führung schnell aufgeben. Fehlpässe und schlechte Abwehr, zudem 4 Spieler mit 5 Fouls, wurden dem Team von "Pablo" Hartmann immer mehr zum Verhängnis. Abschließend dann sogar die Niederlage: Der BC Darmstadt gewann mit 85:73.

Aber: Es reichte! Der FC Bamberg war offiziell in die 1. Bundesliga aufgestiegen. Vor einer überragenden Kulisse - drei Viertel der Halle waren fest in Bamberger Hand - die Spieler feierten noch zusammen mit den Fans, bevor es wieder in die Domreiterstadt gehen sollte.

Heimfahrt mit Hindernissen

Doch hier gab es doch noch einen Wehrmutstropfen: Auf der Haseltalbrücke im Spessart kam die Autokolonne der Bamberger ins Rutschen und es folgte eine Massenkarambolage - zum Glück nur mit leichten Verletzungen, aber einiges an Blechschaden. Dadurch ließen sich die Bamberger Fans aber keineswegs entmutigen und die Welle der Euphorie reichte noch weit bis in die erste Bundesliga-Saison hinein. Der erste Erfolg, nach zwei Niederlagen, war hier der Sieg gegen 1860 München. Aber auch der FC Bayern München wurde vom Aufsteiger Bamberg mit 83:70 in der JFK-Halle ordentlich in die Schranken gewiesen. Am Ende besetzte man einen grandiosen 5ten Tabellenplatz (von 10) in der zweigeteilten Bundesliga.

Zurück in der Gegenwart

Ausgerechnet jetzt, 50 Jahre nach dem Bundesliga-Aufstieg, findet sich der Bamberger Basketball in einer ungewohnten Lage mit vielen Fragezeichen wieder. Unser Verein jedoch, hat bereits alle Höhen und Tiefen durchlebt - seit jeher gestützt von den unbeugsamen und verrückten Bamberger Fans. Eines ist sicher: Gemeinsam werden wir es auch durch diese Zeit schaffen!

Beginnend mit dieser Festschrift, könnt ihr euch nun eine Woche lang auf verschiedene Aktionen rund um das Aufstiegsjubiläum freuen – bleibt also neugierig, gesund und vor allem: bleibt Zuhause!

Eure Sektion Südblock

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