Brose Bamberg will in die internationale Spitze

„Ausverkauft“! Was bei den sportlichen Auftritten des Deutschen Meisters auf dem Parkett der BROSE ARENA seit Jahren üblich ist, galt beim diesjährigen Neujahrsempfang in der Oddset Business Lounge gleichermaßen. Der Brose Bamberg Business Club konnte bei der siebten Auflage dieser Veranstaltung über 400 aus Sport, Politik und Wirtschaft geladene Gäste begrüßen und bot ein zweistündiges, kurzweiliges Programm, in dem Aufsichtsrats-Vorsitzender Michael Stoschek seine internationalen Ideen deutlich kund tat und der weltweit erfolgreichste Winter-Paralympic-Sportler Gerd Schönfelder nicht nur seine letzte von insgesamt 16 Goldmedaillen dabei hatte, sondern auch seine Lebensgeschichte eindrucksvoll schilderte.

Nachdem Business Club Sprecher Michael Salzmann, der auch den Abend moderierte, und Präsident Norbert Sieben mit Dankesworten an alle Beteiligten beim Erringen des achten nationalen Titels den Empfang eröffneten und das inzwischen erreichte europäische Top-Niveau herausstellten, bewies Michael Stoschek, dass er ein Freund klarer Worte ist. Natürlich brachte er zunächst seine Freude über die Erfolgswelle der Trinchieri-Schützlinge zum Ausdruck („unglaublich, was hier von der gesamten Organisation geleistet wird“) und fügte hinzu, dass Großstadt-Teams mit sehr hohen Etats „aus einer kleinen Stadt wie Bamberg mit einer deprimierenden Niederlage nach Hause geschickt werden.“ Der Hauptförderer bemängelte auf nationaler Basis zu Recht die zu große Ligastärke („da muss etwas passieren“) und die mangelnde TV-Präsenz des Basketballsports im freien Fernsehen. Hier bestehe großer Diskussionsbedarf und nur mit einer Medienveränderung bestehe die Möglichkeit, dass die Basketballsport-Vision realisierbar sei, dass der Handball vom zweiten Rang verdrängt werden könne.

„Bamberg muss auf Dauer in der internationalen Spitze mitspielen“, noch klarer lässt sich eine Zielvorgabe nicht definieren. Eine verständliche Vision, wenn man das internationale Denken des weltweit agierenden Hauptsponsors berücksichtigt. Eine anspruchsvolle Aufgabe, verbunden mit der Ansage, dass dazu der Etat stark ansteigen müsse und es das Ziel sei, die Abhängigkeit vom Unternehmen Brose zu reduzieren. Erschwert wird die Euroleague-Aufgabe auch dadurch, dass elf Clubs als Gesellschafter fungieren und fünf Mannschaften, darunter auch der deutsche Meister, sich erst qualifizieren müssen. „Unakzeptabel“, kritisierte der Hauptförderer und hegte schon den Wunsch, einmal ein vollwertiges Mitglied zu werden.

Wie der FC Bayern müsse man diesen extrem hohen internationalen Anspruch mit der lokalen Verwurzelung in Einklang bringen, so Stoschek, der auch den Wirtschaftsfaktor der Basketballer für die Stadt Bamberg herausstellte und ihn samt Werbung auf 20 Millionen bezifferte („wir haben es verdient, durch städtische Firmen mehr gefördert zu werden“).

Oberbürgermeister Andreas Starke erwiderte, dass er natürlich die Basketballer als „sympathische Botschafter“ der Stadt sehr schätze, auch deren Vorbildfunktion für viele Jugendliche, und dass die Stadt weiterhin mit den Basketballern an einem Strang ziehe, was sich auch in einem Paket vieler Vergünstigungen im Wert von einer Million Euro niederschlage. Verständlicherweise musste er aber auch den „Erwartungs-Dämpfungs-Manager“ spielen, denn die Entwicklungsdynamik in der Stadt müsse bewältigt und ein Interessensausgleich der vielfältigen Aufgaben geschaffen werden. Richtung „Antreiber“ und „Unruhestifter im positivsten Sinne“ Michael Stoschek, dessen Gesamt-Engagement in Bamberg höchstes Lob fand, kündigte der OB „konstruktive Gespräche“ an.

An den seit August neuen Vereinsnamen „Brose Bamberg“ habe man sich nicht nur schnell gewöhnt, sondern es sei auch für die Stadt und die Basketballer die erwartete „Win-Win“-Situation, betonte Rolf Beyer („die Rechnung ist voll aufgegangen“). Der Geschäftsführer als einer der „Väter des Erfolgs“ brach ob der internationalen Ausrichtung auch noch einmal eine Lanze für den Heimspiel-Standort Nürnberg („wird dosiert eingesetzt“), und legte den Fokus auf die notwendige „Gemeinschaft und Team-Chemie“, die notwendig sind, um im Konzert der Europa-Größen mitzuhalten.

Angesichts des roten Fadens „international“ passte der Vortrag von Gerd Schönfelder, einem außergewöhnlichen Sportsmann, Jahrgang 1970 und Oberpfälzer, perfekt. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, als er seinen „persönlichen 11. September“ schilderte, ein Tag, der das Leben des damals 19-Jährigen völlig veränderte. Er wollte in Hersbruck einen anfahrenden Regionalzug noch erreichen, stürzte dabei, verlor seinen rechten Arm und auch die linke Hand wurde vom Zug überrollt. „Ein krasse Geschichte“, schilderte der Oberpfälzer, der es nach dem ersten Schock mit Hilfe seines Umfeldes schnell schaffte, diese Krise auch als Chance zu sehen und mit Motivation und Ehrgeiz wieder zurück ins Sportler-Leben zu finden. „Das Selbstbewusstsein ist das A und O, man darf sich nichts vorspielen, der Arm ist weg, aus basta! Auch das Motto „Schlimmer geht immer“ war mir hilfreich, ich hatte angesichts der neuen sportlichen Ziele wieder Lebensfreude“, fasste Schönfelder die Jahre bis zu seinem ersten Olympia-Auftritt 1992 in Albertville zusammen. Mit viel Disziplin, zielgerichtetem Handeln und einem unglaublichen Trainingseifer in vielen Sportarten erkämpfte er sich eine „schöne Zeit“ mit insgesamt 16 Mal „Olympia-Gold“ und 14 WM-Titeln. Schönfelder hat seine Grenzen überwunden, steckte auch Rückschläge weg und schaffte zum krönenden Abschluss 2010 auch ein Slalom-Gold mit einem Kreuzbandriss.

„Behindert ist nur der, der sich behindern lässt“ – Mit einem Riesenapplaus wurde er, dessen sportliche Fitness die Behinderung kompensierte, verabschiedet, ehe bei Hintergrund-Musik von Pianist Oliver Lederer noch viel diskutiert und die „Vancouver-Goldene“ bestaunt wurde.

Als „i-Tüpfelchen“ grüßten die Aktiven, die sich bereits auf Euroleague-Trip befanden, mit einem „Happy-New-Year“-Video.

Bericht und Foto: Bertram Wagner

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