Mit Top-Figur in Europas attraktivstes Schaufenster

Das neue Euroleague-Format mit 30 Spielen stellt das gesamte Brose Bamberg Team vor vielfältige Herausforderungen. Geschäftsführer Rolf Beyer beantwortet Fragen zu sportlichen, wirtschaftlichen und organisatorischen Aspekten.

Frage: Die Euroleague im neuen Format – und Brose Bamberg ist im Konzert der Großen mit dabei: Überwiegt der Reiz der Aufgabe oder das Gewicht der Herausforderung?

Rolf Beyer: Zunächst freuen wir uns riesig, als einziges deutsches Team im Konzert der großen europäischen Basketballklubs dabei zu sein. Die Euroleague ist das Top Event im europäischen Basketball. Wir messen uns mit allen Spitzenklubs des Kontinents – das ist schon etwas ganz Besonderes und für die Marke Brose Bamberg von hoher Bedeutung. Bei allen positiven Aspekten dürfen wir die Herausforderung, das Gewicht der Aufgabe nicht übersehen, das wäre blauäugig. Im Klartext: Es kommt ein kompletter, zusätzlicher Liga-Wettbewerb auf uns zu – und das auf höchstem Niveau. Diese Doppelbelastung gilt es zu bestehen.

Frage: Über das Erreichen der Top Acht wird häufig spekuliert. Ist das die Zielsetzung von Brose Bamberg?

Rolf Beyer: Alle Klubs haben ihre Hausaufgaben gemacht! Wir dürfen mit unseren Erwartungen und Ansprüchen nicht überziehen. Das Erreichen der Top Acht ist äußerst ambitioniert. Die Siege gegen Piräus und Moskau – das war fantastisch, ist aber Schnee von gestern. Solche Erfolge lassen sich nicht so einfach wiederholen und sind keine Selbstläufer, zumal die anderen Teams inzwischen vor uns gewarnt sind und mit einer ganz anderen Einstellung nach Bamberg kommen werden. Da wird uns niemand mehr unterschätzen. Sieben bis acht Klubs spielen definitiv über unserem Niveau, so realistisch müssen wir sein. Wir haben aber eine Chance, wenn bei uns die Chemie wie in der vergangenen Saison auf höchstem Niveau stimmt und wir als Team optimal funktionieren. Außerdem müssen und werden wir die Auswärtsspiele anders angehen, mehr Physis zeigen. Der Auftakt gegen Fenerbahce ist gleich eine Standortbestimmung und wird uns zeigen, wo wir stehen.

Frage: Wurde sich bei der Teamzusammenstellung am Niveau der neuen Aufgabenstellung mit mindestens 30 Euroleague- und bis zu 49 BBL-Spielen orientiert?

Rolf Beyer: Wir haben unsere Rotation auf 13 Spieler erweitert. Das ist das Minimum. Viele Gegner haben 16 Leute im Kader. Die Mittel dafür haben wir in der Dimension nicht. Wir versuchen, unser Team intelligent zusammenzusetzen und die Minuten richtig zu verteilen. Darauf bauen sich unsere Erfolge auf. Als Tendenz ist zu erwarten, dass die routinierten Leute in der Euroleague länger zum Einsatz kommen und unsere jungen Guards zum Beispiel in der BBL stärker gefordert sind und sich dort entwickeln können. So werden Maodo Lô, Aleksej Nikolic oder Leon Kratzer, um einige Namen zu nennen, zunächst in erster Linie in der BBL an ihre Aufgaben herangeführt.  Auf die Erfahrung von Nikos Zisis werden wir natürlich ganz besonders in der Euroleague bauen und ihm mit dosierten Einsätzen in der BBL die Chance zum Regenerieren geben.

Frage: Was ist von den jungen Spielern zu erwarten: Wird es wieder einen Senkrechtstarter wie Patrick Heckmann in der vergangenen Saison geben?

Rolf Beyer: Maodo Lô hat auch dieses Potential. Er kann eine ähnliche Entwicklung nehmen. Er wird als Rookie natürlich ein Tal durchwandern. Aber ich bin mir sicher, dass wir viel Freude an ihm haben werden. Aleksej Nikolic hat bereits in der vergangenen Saison sein Talent aufblitzen lassen und es als Rollenspieler sogar in der Euroleague unter Beweis gestellt. Leon Kratzer ist erst 19, verfügt aber schon jetzt über eine beachtliche Physis. Wir werden ihn behutsam aufbauen. Deshalb ist er auch mit einer Doppellizenz ausgestattet und wird in Baunach zusätzliche Spielpraxis sammeln. Das sind drei Beispiele, die zeigen, dass wir auf junge Spieler bauen und ihnen eine Chance geben. Wir schaffen die Voraussetzungen, durchbeißen müssen sie sich dann aber selbst.

Frage: Ist bei der Zusammenstellung des Kaders die Wunschbesetzung gelungen?

Rolf Beyer: Nicolò Melli freut sich darauf, mit dieser Truppe in die neue Saison zu gehen. Das ist doch ein sehr positives Zeichen für unsere Teamzusammenstellung. Brad Wanamaker war gegen die zahlungskräftige Konkurrenz aus Istanbul nicht zu halten. Sonst ist es uns aber gelungen, Leistungsträger wie Janis Strelnieks und Darius Miller weiter zu verpflichten. Wir sehen unser erfolgreiches Team der vergangenen Saison weitestgehend wieder im Brose Bamberg Trikot. Das ist zum Start ein gewichtiger Vorteil, weil wir eingespielt sind. Mit Fabien Causeur kommt Basketball-Intelligenz gepaart mit Treffsicherheit hinzu. Er hat bei Vitoria seine Klasse auf europäischem Top-Niveau bewiesen. Das eröffnet uns neue Varianten. Wir sollten aber eines nicht machen: Ihn mit Brad Wanamaker zu vergleichen. Das sind zwei völlig unterschiedliche Spielertypen. Und mit Vladimir Veremeenko haben wir zusätzliche Erfahrung auf der Center-Position an Bord geholt. Mit diesem Kader ist mir vor den Herausforderungen nicht bange.

Frage: Wie groß ist die Erwartungshaltung der Fans und Sponsoren an die neue Saison?

Rolf Beyer: Die Euphorie, basierend auf dem überzeugenden Meisterschaftsgewinn und gewachsen durch die fantastischen Euroleague Auftritte in der BROSE ARENA, schwingt natürlich noch nach. Bekanntlich wächst mit jedem Erfolg auch der Appetit. Das ist verständlich und für uns schon eine gewisse Verpflichtung, auch in Zukunft erfolgreich und attraktiv zu spielen. Wir sollten aber mit überschäumenden Prognosen vorsichtig sein. Wichtig ist das Selbstvertrauen der Spieler. Und das ist vorhanden. Und nur, wenn wir hart arbeiten, haben wir überhaupt die Chance auf Erfolg.

Frage: Wie lassen sich BBL und Euroleague sportlich vereinbaren?

Rolf Beyer: Rhythmus und Balance zu halten ist schwierig, weil die anspruchsvollen Zeitpläne wenig Chancen zum Regenerieren bieten. Die Konsequenz kann sein, dass wir das eine oder andere BBL-Spiel mehr verlieren als in der vergangenen Saison. Aber da waren es auch nur drei von 43 – ein herausragender Wert.

Hier geht es zum zweiten Teil des Interviews.

 

 

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