Kondition und Teamchemie

Unser Neuzugang Gabriel Olaseni bloggt ab sofort jede Woche über seine Erfahrungen in seiner neuen Heimat. Das englische Original findet ihr auf golaseni.wordpress.com. Die deutsche Übersetzung gibt's bei uns auf brosebaskets.de.

Woche 1: Kondition und Teamchemie

Ich habe einen Collegeabschluss in Englisch, deshalb mag ich es nicht besonders, wenn Leute in ihren Texten ständig dasselbe Wort wiederholen. Es besteht allerdings das Risiko, dass mir genau das, was ich nicht leiden kann, in diesem kurzen Text selbst mit dem Wort „intensiv“ passiert. Wahrscheinlich werde ich auch versuchen, möglichst viele Synonyme dafür zu finden oder auch nicht. Wir werden sehen.

Meine ersten Tage in Bamberg waren sehr aufregend. Ich kam einen Tag früher an, um mich in meiner neuen Umgebung schon etwas zurechtzufinden und um die üblichen Medizinchecks zu absolvieren. Das ist Routine in jedem Club, denn natürlich will man sicher sein, dass mit dem Spieler, den man verpflichtet hat, alles ok ist. Das ist auch sinnvoll, schließlich ist so eine Verpflichtung auch so eine Art Investment in einen Spieler. Übrigens kann ich nach einer Ankunft in einer anderen Zeitzone nur empfehlen, am Anreisetag nicht zu schlafen. Bamberg ist Iowa City sieben Stunden voraus, mein  Körper wollte also eigentlich erstmal schlafen. Wenn man bis circa neun oder zehn Uhr abends wach bleibt, hat man den Jetlag viel schneller hinter sich.

Begonnen haben wir in dieser Woche mit Konditionstraining. Vorweg eine allgemeine Information: es gibt einen großen Unterschied zwischen „in Form sein“ und „in Spielform“ sein.  Selbst wenn man sich gesund ernährt, sich fit hält und all die Dinge tut, um sich als Spieler zu verbessern, ist das nichts, was man mit harter „Fünf-gegen-Fünf-Action“ vergleichen könnte. Demnach bin ich zum Start in diese Woche also „in Form“.

Wir haben einen großartigen Konditions- und Athletikcoach für unser Team. Er bringt uns definitiv in jedem Training an unsere Grenzen. Wir machen viel Stretching und Yoga, um uns auf das eigentliche Workout vorzubereiten. Das ist gut, weil es ein Bereich ist, in dem ich mich verbessern muss. Konditionstraining machen wir auch auf dem Fußballfeld oder auf Sand, damit ist es sehr abwechslungsreich. Wir absolvieren nicht nur unzählige Läufe, sondern hinter allem steckt ein Sinn und man spürt schon kurz danach den Nutzen. Ich gehe jetzt nicht in die Details, aber das sind zwei Stunden harte Arbeit. Wie gesagt, zwischen „in Form sein“ und „in Spielform sein“ besteht ein großer Unterschied.

Großartig an unserem Team sind die tollen Charaktere der Jungs, die sich bei etlichen Gelegenheiten gegenseitig helfen. Das ist vor allem für mich als Rookie, der sich zurechtfinden muss, großartig. Die erfahrenen Jungs helfen mir bereits jetzt.

Die ersten paar Basketballtrainings auf dem Feld waren für mich sehr lehrreich. Zwischen der Spielweise am College und der in Europa gibt es viele Unterschiede, zum Beispiel was die Ballberührung über dem Ring angeht, die 24-Sekunden-Regel und die Verteidigung am Korb. Der Trainerstab macht das toll: sie nehmen mich mit und fordern mich gleichzeitig, weil sie wissen, wozu ich fähig bin, und wie ich dem Team helfen kann. Die Hauptsache, die ich bisher erkannt habe ist, wie physisch alle herangehen und wie wichtig verglichen mit dem College jede einzelne Bewegung ist.

Im College kommt man mit manchen Dingen noch durch, kriegt kein Foul gepfiffen oder kassiert Punkte, weil man gegen einen Freshman oder Anfänger spielt. Bei den Profis gibt es nur gute Spieler, denn man wird dafür bezahlt zu spielen und dem Team zum Sieg zu verhelfen. Sie gehen hart ran. Die meisten Jungs spielen für ihre Frau und sogar mehrere Kinder, man muss also dieselbe Härte an den Tag legen.

Die Teamchemie stimmt jedenfalls. Vermutlich nerve ich meine Teamkollegen bereits mit meinen vielen Fragen, aber bisher haben sie alle beantwortet. Auf diesem Level kann man dem Gegner nicht immer einfach davon laufen oder höher springen als sein Gegenüber, deshalb lerne ich Tricks und Bewegungen, mit denen ich mir einen Vorteil verschaffe. Mit der Arbeit auf dem Court und im Kraftraum verdient man sich meiner Meinung nach den Respekt seiner Teamkollegen, aber in der Zeit die man abseits davon mit ihnen verbringt lernen sie einen als Persönlichkeit zu schätzen. In den ersten Tagen haben mir die erfahrenen Jungs geraten mich mehr zu öffnen und mehr zu reden, das habe ich befolgt. Die Unterhaltungen in der Kabine, bei Teamessen und so weiter haben mir geholfen, die Jungs, mit denen ich dieses Jahr zusammenspielen werde, kennen zu lernen und sie scheinen alle sehr bodenständig zu sein.

Diese Woche habe ich mit dem Deutschunterricht begonnen. Ich glaube bei meinem Tagesablauf ist es einfacher, die Sprache mit den Mitteln zu lernen, die ich immer verfügbar habe, statt täglich in den Sprachunterricht zu gehen. Deshalb verwende ich Bücher, Apps und Onlinevideos. Bis jetzt läuft es ganz gut. Mein Lieblingssatz an meine Mitspieler während des Workouts ist „Ich bin ein Mann!“.

Schaut nächste Woche wieder rein, was es neues gibt.

Danke fürs Lesen.

Euer Gabe


Hier geht's zum Originaltext.

Alle Nachrichten