Von scheinbar uneinnehmbaren Städten, eigentlich gar nicht so miesen letzten Auswärtstrips und sich fast auf den Tag genau wiederholenden Ereignissen: herzlich willkommen in Saragossa

Hallo aus Saragossa. Mein Name ist Thorsten Vogt, ich bin Mediendirektor bei Brose Bamberg und nehme euch mit auf einen kleinen Blick hinter die Kulissen unserer Reise in die autonome Gemeinschaft Aragonien.

Beginnen wir leicht sarkastisch. Endlich hat der Begriff „Reisetag“ mal wieder seine wirkliche Bedeutung. Denn es war ein nahezu kompletter Tag, den wir Richtung Saragossa unterwegs waren. Abfahrt war um halb neun morgens am Trainingszentrum. Von Frankfurt aus ging es um halb zwei nach Barcelona. Dort angekommen um halb vier per Bus weiter ins rund 300 Kilometer entfernte Saragossa, wo wir um halb acht abends im Hotel ankamen. Dort stand, wie immer bei Auswärtstrips, zunächst eine sogenannte Mobility Session mit Performance Coach Domenik Theodorou auf dem Programm. Dabei wird gedehnt, gestretcht und einfach den müden Knochen, Muskeln und Bändern etwas Bewegung verschafft. Anschließend gab’s Essen, eine Videosession und das Bett. Auch das macht Corona möglich. Oder eben nicht möglich. Normalerweise und gerne gab es abends nämlich immer noch Besuch. In Saragossa hätten sich natürlich Elias Harris und/oder Robin Benzing angeboten. Kurzes Treffen im Hotel, etwas quatschen. Ist aber aktuell ja nicht möglich. War es aber. Und da war vor allem der ehemalige Sportkamerad Nikos Zisis vorne mit dabei. Der kannte wirklich in jedem Land, in jeder Stadt immer irgendwen. Und da war es auch nichts Besonderes, wenn am Abend irgendwelche ehemaligen NBA-Legenden mit am Tisch saßen…

Zurück aber ins Hier und Jetzt. Wobei, nein, eher ganz weit zurück in die Vergangenheit. Saragossa wurde irgendwann zwischen 24 und zwölf vor Christus gegründet. Colonia Caesaraugusta hieß das damals. Lateinisch also. Über das arabische Saraqusta entstand das heutige Saragossa. In der Hotellobby ist eine Replik der ganz frühen Geschichte. Interessant. Und erwähnenswert, denn auch die Franken – also irgendwie wir bzw. unsere Vorfahren – machten schon früh Bekanntschaft mit dem Städtchen. 541 war es wohl, als sie einmarschierten, Saragossa belagerten, die Stadt aber am Ende nicht einnehmen konnten. Genau so wenig wie Bamberg 1453 Jahre später. Da nämlich gab es das letzte sportliche Aufeinandertreffen. Brose verlor damals knapp mit 76:78. Und auch in einem FIBA-Wettbewerb lief es nicht besser. Am 6. Oktober 1992 verlor Bamberg gar mit 51:81. Zeit also, dass wir Franken im dritten Anlauf endlich die Oberhand behalten gegen zähe Spanier.

Die spielen nach wie vor und seit Jahren in einem Betonbunker nahe der Innenstadt. Das Pabellón Principe Felipe feiert dieses Jahr 30-jähriges Bestehen, wurde im April 1990 gebaut. Seit 2002 ist die rund 11.000 Zuschauer fassende Arena Heimspielstätte der Basketballer. Und nahezu genauso lange scheint nichts mehr gemacht worden zu sein. Aber das nur am Rande. Auffällig ist: das Parkett ist, wie in vielen Hallen, nicht fest installiert, sondern wird immer wieder neu installiert und gelegt. Achtet einmal heute Abend auf den Klang, wenn der Ball gedribbelt wird. Es klingt hohl, denn unter dem Parkett scheint Luft zu sein. Bzw. scheint es nicht vollständig aufzuliegen. Man merkt zwar nichts, wenn man drüberläuft, aber der Klang ist unverkennbar. Dafür ist das Hotel umso netter. Silken Reino de Aragón. Hört sich schon cool an. Und nach unserem kleinen Ausrutscher letzte Woche ist es eine Wohltat. Sauber. Komfortabel. Mitten in der Innenstadt, so dass diese Zeilen in einem kleinen Café in der Sonne geschrieben werden konnten. „Nothing to complain“ kann man da nur sagen. Das dachten sich auch die Herrschaften eines Schuhlieferanten, die kurzerhand ihre Schuhbörse neben unseren Videoraum legten. Wir wissen jetzt also, wie die Schuhtrends der nächsten Saison aussehen. Aber psssssst…

Nothing to complain also. Anders, als der Trainer unseres nächsten Gegners gestern. Denn, zum heutigen Abschluss, werfen wir schon mal kurz einen Blick voraus. Wobei, nein, zuerst wieder und noch einmal zurück. Heute auf den Tag genau vor 23 Jahren, also am 10. März 1998, gab es eine Pressekonferenz eines italienischen Trainers, die in die Geschichtsbücher einging. Giovanni Trappatoni hatte unter anderem zunächst Struuuunz und eine leere Flasche thematisiert und anschließend fertig. Legendär. Und Sportgeschichte. Und Fernsehgeschichte. Gestern, also nahezu auf den Tag genau 23 Jahre nach dieser PK, gab es eine ähnliche. Verschwörungstheoretiker aufgemerkt. Das kann kein Zufall sein… Und wieder war es ein Italiener. Diesmal aber nicht im Fußball, sondern im Basketball. Gianmarco Pozzecco heißt der Mann, ist Cheftrainer von Dinamo Sassari und war nicht wirklich einverstanden mit einigen Entscheidungen im gestrigen Spiel seines Teams bei ERA Nymburk. Hier ist die PK zum Klicken und Genießen. Ganz ehrlich, ich freue mich auf den Sportkameraden und hoffe, dass er nächste Woche mindestens genauso viel Grund zum Ausrasten hat. Doch während die Pressekonferenz eventuell noch den einen oder anderen grinsend, zumindest aber staunend zurückließ, hatte es eine andere Geschichte, die gestern in Nymburk passierte, noch mehr in sich: die Mannschaft von Sassari wurde nämlich, so schreiben es Spieler, bestohlen. Sämtliches Bargeld wurde während des Spiels aus der Kabine entwendet, heißt es. Wenn ich das alles so lese, sehe und höre – dann war unser Trip ja doch eigentlich gar nicht so mies…

So viel für heute aus Saragossa. Wie immer, so auch diesmal: Anmerkungen, Kritik, Lob und Themenwünsche an thorsten.vogt@brosebamberg.de. Den nächsten Blog gibt es – wenn nichts anderes dazwischenkommt – in zwei Wochen aus Sassari.

In diesem Sinne, bleibt sportlich!

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