Von sportverrückten Italienern, Sauce Carbonara und gelben Blumen: herzlich willkommen in Bologna

Hallo aus Bologna. Mein Name ist Thorsten Vogt, ich bin Mediendirektor bei Brose Bamberg und nehme euch mit auf einen kleinen Blick hinter die Kulissen unserer Reise in die Hauptstadt der Region Emilia-Romagna.

Es geht wieder los. Endlich möchte ich sagen. Und doch anders. Natürlich ist Covid immer und überall präsent. Alleine schon bei den zwei Test pro Woche, die wir alle absolvieren müssen. Dabei gilt, die Ergebnisse dürfen nicht älter als 48 Stunden in der BBL und 72 Stunden in der BCL sein. Vor einem Spiel, versteht sich. Und auch wenn es vielleicht etwas nervig scheint, aber man lässt sich gerne regelmäßig einen Stab bis zum Würgereiz in den Mund schieben, wenn man weiß, dass es danach sicherer ist. Sicherer. Nicht sicher. Denn wenn die letzten Tage und Wochen etwas gezeigt haben, dann, dass es auch in einer ansatzweisen sicheren (Basketballmannschafts-)Umgebung keine wirkliche Sicherheit gibt. In diesem Zusammenhang: alles erdenklich Gute an die Kollegen in Berlin, Bayreuth und dem Rest der betroffenen Republik. Kommt schnell wieder auf die Beine!

Reisen in Zeiten von Covid ist schon ein bisschen surreal. Nichts los am Flughafen, Platz ohne Ende, wenige Flieger. Die dafür aber umso voller. Oder auch die Busse dorthin. Es ist ein mulmiges Gefühl, das einen beschleicht. Auch, wenn wir extra für den Trip von unseren schönen Brose Bamberg-Masken weg und hin zu sichereren FFP2-Masken gewechselt sind. Ansonsten aber bleibt bei Reisen alles einigermaßen gleich. Viel Gepäck, nette Hotels, wenig Zeit zum Kennenlernen der jeweiligen Stadt. Wobei gerade das dem einen oder anderen Teilnehmer unserer kleinen Reisegruppe gutgetan hätte… Doch der Reihe nach: wir haben ja ein paar Novizen unter uns. Personen, die das erste Mal europäisch unterwegs sind. Die das aber sehr, sehr gut machen. Enzo Neck etwa, unser neuer Teammanager, der Mann für alles, der Mann der Planung. Dank ihm wissen wir alle immer, wann wir wo in welchem Outfit sein müssen. Das hilft sehr und erleichtert vieles. Daher sei es Enzo auch verziehen, dass er auf die Frage, für welche nudelsaucige Kulinarik Bologna bekannt ist, mit „Carbonara“ geantwortet hat…

Apropos Bologna. Die Sauce, das traditionelle Ragù alla bolognese, habe ich erwähnt. Zudem ist die Hauptstadt der Region Emilia-Romagna die Heimat von Tortellini und Tagliatelle. Mit knapp 400.000 Einwohnern ist sie zudem die siebtgrößte Stadt Italiens. Und für seine sportverrückten Einwohner bekannt. Einige gehen in die Serie A zum FC Bologna, der aktuell aber nur auf Platz 17 steht und zuletzt gegen Lazio Rom verlor. Bekannter aber ist die Universitätsstadt für seine beiden Basketballvereine, Fortitudo und Virtus. Zwei Teams, die sich nicht mögen. Der FC Bayern und 1860 des italienischen Basketballs. Und beide ähnlich erfolgreich. Also Virtus eher wie Bayern (15x Meister, 8x Pokalsieger, 5 europäische Titel), Fortitudo wie 1860 (2x Meister, 1x Pokalsieger, beides schon einige Zeit her…). Welchen Stellenwert der Basketball allerdings hier hat, wird an zwei Dingen deutlich: Michele Vitali, ein (Virtus-)Kind der Stadt, konnte sich vor Interviewanfragen kaum retten. Am Ende haben wir nur zwei davon annehmen können, eine mit dem städtischen Sportradio (ja, so etwas gibt es hier) und eines mit der Gazzetta dello Sport. Der zweite Hinweis, wie groß Basketball hier ist: wir hatten eine Polizeieskorte vom Flughafen zum Hotel zur Halle zum Hotel zum Flughafen. Rundumbetreuung sozusagen.

Gespielt wird in der maximal 20.000 Zuschauer fassenden Unipol Arena etwas abseits Bolognas. Bei Basketballspielen dürften immerhin noch 11.000 Besucher rein. Dürften. Konjunktiv. Denn auch hier schlägt Covid zu. Und wie. Die Emilia-Romagna ist eine der am stärksten betroffenen Regionen des Landes. Auch deshalb hat die italienische Regierung ein vierwöchiges Besuchsverbot für alle Sportveranstaltungen ausgesprochen. Daher: Geisterspiel. Und dennoch, die Arena ist schön. Alt, aber schön. 1993 eröffnet, seitdem nur wenig restauriert. Für Fortitudo-Fans besonders bitter: der Stadtrivale Virtus hat hier sein Vereinsmuseum mit all seinen gewonnen Trophäen… Auch, wenn in den Jahren wenig an und in den Zuschauerrängen gemacht wurde, die Trainerkabine zumindest wurde neu ausgestattet. Mit einer neuen Tapete nämlich. Blumen. Seeeeehr gelbe Blumen… Und dummerweise ließen die italienischen Kollegen ein Infrarot-Fiebermessgerät rumliegen, das sich im Mannschafts-, vor allem aber im Trainer- und Staffkreis großer Beliebtheit erfreute. Das Gute aber: keiner hatte eine höhere Temperatur als 36,8. Und es wurde viel gemessen. Seeeeehr viel…

Zu guter Letzt noch schnell der Blick auf unseren Reiseplan. Der ist nämlich diesmal etwas länger als normalerweise, hat er doch bereits am Freitagnachmittag begonnen. Da ging‘s Richtung Ulm zum Pokalturnier. Dort blieben wir bis Montagmorgen, ehe unser Tross weiter nach München zum Flughafen reiste. In Bologna gab’s am Abend noch ein Training, Dienstag dann Shoot Around und Spiel, zurück fliegen wir am Mittwochnachmittag und sind gegen 22 Uhr wieder in Bamberg. Der erste Trip ist damit – wahrscheinlich – gleich der längste der ganzen Saison. In diesen Trip gepackt sind drei Spiele innerhalb von vier Tagen. Frage an die Basketballhistoriker unter euch: gab’s so etwas schon einmal in Bamberg? Ich persönlich kann mich nicht daran erinnern. Drei in fünf, ja. Aber drei in vier? Falls ihr das wisst, gerne eine Nachricht an mich. Die könnt ihr sowieso immer schreiben. Ganz egal, ob Kritik, Anregungen, Lob – alles ist willkommen unter thorsten.vogt(at)brosebamberg(dot)de. Den nächsten Blog gibt’s übrigens – so Corona will und uns und mich lässt – in exakt zwei Wochen aus Bilbao.

In diesem Sinne, bleibt sportlich!

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