Von zettelreichen Einreisen, dankenswerten Feuerwehrhilfen und unappetitlichen Recherchen: herzlich willkommen in Nymburk

Hallo aus Nymburk. Mein Name ist Thorsten Vogt, ich bin Mediendirektor bei Brose Bamberg und nehme euch mit auf einen kleinen Blick hinter die Kulissen unserer Reise in die Kleinstadt nahe Prag.

Reisen in Coronazeiten ist nicht einfach. Reisen in Coronazeiten in ein Corona-Mutationsgebiet ist, sagen wir es vorsichtig, herausfordernd. Genehmigungen müssen eruiert und ausgefüllt werden. Tests müssen organisiert und minutengenau abgestimmt werden, sonst kommt man entweder nicht ins Land rein oder, schlimmer, nicht wieder raus. In unserem Fall hat sich das Papierwerk über drei Wochen gezogen, gab es nahezu täglich Austausch mit verschiedensten Behörden. Und Tests, Tests, Tests. Einen am Freitagabend, einen am Montagmorgen, einen am Montagabend. Der letzte war besonders abenteuerlich. Die tschechische Gesundheitsbehörde hat uns eine Art mobiles Testzentrum in Form eines Krankenwagens vor das Hotel gestellt. Darin ein Mann in Vollschutzausrüstung. Der hat uns im Dunkeln und Kalten abgestrichen und die Proben direkt ins Labor gebracht. Hintergrund: Tschechien hat zwar das öffentliche Leben nahezu auf null zurückgefahren, aber Sport ist erlaubt. Allerdings nur mit speziellen Sicherheitsvorkehrungen, wie eben Tests im Land selbst. Denn nur tschechische Tests sind gute Tests. Erst nach einem negativen Befund darf man in die Halle zum Trainieren oder Spielen. Safety First also, Sicherheit geht vor. Immer und überall. Und das ganz ohne Witz, der diesem Blog gerne ab und an mal innewohnt. Man fühlt sich trotz einer Inzidenz von 760 pro 100.000 Einwohner – und damit einer der höchsten weltweit – einigermaßen sicher. Und dennoch: ich habe vollstes Verständnis dafür, dass wir nach unserer Rückkehr aus dem Mutationsgebiet in Quarantäne müssen. Ohne Wenn und Aber. Die Frage allerdings, ob es in diesen Zeiten überhaupt ein Spiel in einem Mutationsgebiet geben muss, die steht auf einem ganz anderen Blatt…

Nymburk also. Das erste Mal übrigens. Bislang waren alle Spiele gegen die Tschechen in Prag. Da aber ohne Zuschauer gespielt wird, spielt Nymburk in der eigenen Halle, rund 60 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Nymburk ist ein kleines, beschauliches Örtchen mit einem Fluss. Und mehreren Hotels. Eines davon in einem Park. Einem Park mit engen Brücken, niedrigen Lampen und matschigen Wegen. Doch der Reihe nach. Das Hotel Ostrava liegt im Zentrum Nymburks, im gleichnamigen Park Ostrava. Dahin gelangt man über eine enge Brücke, die, laut Schild, acht Tonnen trägt. Unser Bus wiegt zwölf… Gut, wir haben uns getraut. Und dank des besten Busfahrers der Welt sind wir mit ein paar kleinen Kratzern rübergekommen. Also der Bus hatte Kratzer, nicht wir. Das nächste Hindernis wartete gleich dahinter. Hängelampen, zirka drei Meter über dem Boden. Unser Bus misst 3,80 Meter… Wir rangieren also außenrum, müssen dabei den Weg etwas verlassen – und fahren uns fest. Nachts. In Tschechien. Es stehen also 16 Männer am Bus und schieben und schieben und schieben. Teambuilding nennt man so etwas. Problem: nichts bewegt sich. Auch nach einer Stunde nicht. Gut, Bus bleibt im Matsch, am nächsten Morgen kommt ein Traktor und hilft ziehen. Der kam auch. Und half. Aber es half nichts. Kein Zentimeter Bewegung. Aber der Traktorfahrer hatte Kumpels. Gute Kumpels. Dankenswerterweise waren die bei der Feuerwehr. Es kamen also zehn tschechische Feuerwehrleute mit großem Gefährt und zogen uns raus. Diesmal wirklich. Zusammenfassung: nach zehn Stunden Bangen nochmal Glück gehabt also…

Das hatten wir etwas weniger mit dem Hotel. Von außen so lala, von innen hm. Die Zimmer im 1960er Jahre Stil. Dunkel, viel Holz, Plastikrosen auf dem Tisch. Und naja, wie soll ich sagen… ich komme berufsbedingt viel rum, bin viel in Hotels. Mal sehr gute, mal gute, mal okaye. Aber, egal wo in Europa, immer sauber. Dann kam ich nach Tschechien. Nach Nymburk. Prinzipiell habe ich es mir abgewöhnt, die Zimmer genau zu inspizieren. Das macht das Leben und das Befinden einfacher. Nachdem mir aber unser kurzhaariger Teammanager Enzo Neck ein Video seines Zimmers und der langen Haare auf, neben und unter seinem Bett schickte, schaute ich doch mal ein bisschen genauer hin. Kurzum: ich hätte es nicht tun sollen… Nur ein Detail: auf der Toilette waren noch Spuren meines Vorgängers. Eingetrocknet. Stark eingetrocknet. Aber hey, wenigstens gelb. Nicht braun. Es sind die kleinen Dinge, die einen erfreuen… und schließlich: ein bisschen was ist immer. Dafür war das Essen gut. Und die Musik. Wobei, die nur bedingt. Es lief Kuschelrock. Rauf und runter. Aber die aus den 1980ern. Und Hylke van der Zweep konnte jedes Lied mitsingen. Wahnsinn. Übrigens: Die Kuschelrock-CDs gab es auch in Holland. Dort hießen sie aber – irgendwie süßer, kuscheliger und treffender – Knuffelrock!

So viel von hier und jetzt. Jetzt schauen und hoffen wir zum einen auf einen positiven sportlichen Ausgang, zum anderen im Nachgang auf einen negativen Befund. Dann nämlich stehen die Chancen hoch, dass der nächste Reiseblog nächste Woche aus Saragossa kommt. Sollten sich die Adjektive aus Satz zwei umkehren, dann wird’s eher schwieriger damit. Daher: denken wir positiv und bleiben negativ.

Wie immer, so gilt natürlich auch heute: Fragen, Anmerkungen, Kritik und alles weitere, das euch auf und unter den Nägeln brennt, bitte jederzeit her zu mir: thorsten.vogt@brosebamberg.de.

In diesem Sinne, bleibt sportlich!

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