Von zu engen Toiletten, sudokuähnlichen Teststrategien und peniblen Grenzhütern: herzlich willkommen in Laktaši

Hallo aus Laktaši. Mein Name ist Thorsten Vogt, ich bin Mediendirektor bei Brose Bamberg und nehme euch mit auf einen kleinen Blick hinter die Kulissen unserer (Heimspiel-)Reise nach Bosnien und Herzegowina.

Heimspiel in Bosnien. Dass ich so etwas einmal ernsthaft schreiben würde, hätte ich bis vor ein paar Monaten auch nicht geglaubt. Aber Corona macht das Leben, macht den Job unberechenbar. Daher: Heimspiel in Bosnien. Genauer gesagt in Laktaši. Noch genauer gesagt in Aleksandrovac, einem Stadtteil von Laktaši. Die Anreise dahin ist eigentlich gar nicht so schwierig, lässt aber das Glück erahnen, dass wir in der EU mit offenen Grenzen haben. Zunächst ging’s für uns von Frankfurt nach Zagreb. Soweit, so gut. In Kroatiens Hauptstadt erwartete uns ein Bus, der uns ins rund 160 Kilometer entfernte Laktaši bringen sollte. Soweit, so gut. Den ersten Zwischenstopp gab‘s an der kroatischen Grenze. Dort wurden wir aus dem Bus geholt, mussten unseren Pass vorzeigen und dann zunächst zu Fuß die Grenze überschreiten. Erst nachdem wirklich alle drüber waren, durfte der Bus auch drüber. Soweit, so gut. Drei Minuten später standen wir an der Grenze zu Bosnien und Herzegowina. Dort waren wir im Vorfeld angekündigt – hat jedoch nichts genutzt. Ein Grenzpolizist kam in den Bus, wollte Pässe und Coronatestergebnisse. Die hat er bekommen. Soweit, so gut. Dann ist er mit allem aber erst einmal für rund 20 Minuten verschwunden. Wo er mit allem hinging? Keine Ahnung. Doch er kam zurück, wollte jedoch von drei Personen nochmals die Coronatestergebnisse sehen. Also die, die er schon ausgedruckt hatte. Aber eben ausgedruckt. Könnten also gefälscht gewesen sein. Daher: Laptop auf, Coronatestergebnisse gesucht, gefunden, gezeigt – Bitte. Danke. Weiterfahren!

Apropos Coronatestergebnisse. Da nach dem letzten Blog aus Nymburk einige Fragen diesbezüglich kamen und auftauchten. Ja, wir testen regelmäßig. Natürlich. Das sehen die Hygienekonzepte von BBL und BCL vor. Dabei hat die BBL ihres Anfang dieser Woche nochmals verschärft. Es muss ab sofort mindestens jeden dritten Tag getestet werden, dazu aber zwei Tage vor einem Bundesligaspiel. In der Champions League liegt die Grenze bei 72 Stunden vor Spielbeginn. Alles in allem heißt das: Sudoku lösen mit Tagen, Spielen und Tests. In unserem Fall: wir haben bis Ende April noch insgesamt 14 Tests. Und nein, wir nehmen damit keine Testkapazitäten in Laboren weg. Wir testen nämlich gemeinsam mit dem Labor von Dr. Florian Kainzinger. Der hat unter anderem die Hygienekonzepte der Handball-, Basketball- und Eishockeybundesliga ausgearbeitet und war maßgeblich auch an dem der Deutschen Fußball Liga beteiligt. Zudem hat er ein Labor in Berlin, das sich ausschließlich auf Tests von Sportvereinen spezialisiert hat. Deshalb nehmen wir keine Kapazitäten der „normalen“ Labore weg. Aber um nochmals auf die Komplexität der Planung einzugehen. Wir spielten letzten Samstag gegen Ulm, am Dienstag gegen Nymburk in Bosnien, am Donnerstag in Bamberg gegen Sassari, dann wieder sonntags gegen Hamburg. Im Klartext: wir testeten am letzten Donnerstag (zwei Tage vor Ulm), dann am Sonntag (denn wir benötigten einen frischen Test, um nach Bosnien einreisen zu dürfen), am Dienstag in Laktaši (denn wir benötigen einen frischen Test, um zum einen nach Deutschland einreisen zu dürfen, zum anderen 72 Stunden vor Sassari), am Freitag (zwei Tage vor Hamburg). Aber, und das ist das Wichtigste überhaupt: wir machen das gerne! Denn wir sind uns unseres Privilegs, aktuell unserem Beruf nachgehen zu dürfen, täglich mehr als bewusst!

Zurück nach Laktaši bzw. Aleksandrovac. Und rein die „Laktaši Sports Hall“. Die ist eigentlich Heimspielstätte unseres BCL-Konkurrenten KK Igokea. Knapp zehn Jahre alt. An der Stadtgrenze gelegen und ausgelegt für eigentlich rund 3.000 Zuschauer. Das Schöne für uns: die dominierenden Farben sind rot. Daher: etwas Heimspielfeeling hätte es sowieso schon gegeben. Dass das aber noch mehr wird, dafür sorgen unsere Männer vor Ort. Philipp Göß, bei Brose Bamberg für alles rund um den Heimspieltag zuständig, und Daniel Riedl sind bereits am Sonntag mit dem Auto angereist. Darin war so ziemlich alles, was es braucht, um aus einer fremden Halle, eine „eigene“ zu machen. Bodenkleber, Sponsorentafeln – und natürlich Banner unserer drei Fanclubs. Die sind prominent hinter unserer Bank platziert und geben damit zumindest ein bisschen bekannte Gefühle. Irgendwie aber ist alles an der Halle ein paar Zentimeter zu klein. Die Türen, um problemlos Koffer durchzuschieben. Die Toiletten, um problemlos Türen aufzubekommen. Aber auch das wird uns nicht aufhalten, aus dem – und das muss ja immer wieder betont werden – für uns unverschuldet nicht in Bamberg stattfindenden Spiel ein ansatzweise adäquates Heimspiel zu machen.

Die Frage, die bleibt: Warum eigentlich Laktaši? Das war ein Vorschlag der Basketball Champions League – und für uns kostentechnisch auch einigermaßen im Rahmen. In den Statuten ist nämlich genau geregelt, wer, wann, wie und was an Kosten tragen muss, wenn eine Partie nicht in der eigenen Arena oder gar in einem anderen Land ausgetragen werden muss. Deshalb spielen wir hier und nicht etwa in Frankreich oder Polen, wo es auch BCL-konforme Hallen gegeben hätte. Wobei wir auch da Probleme bekommen hätten, die Tschechen ins Land zu holen… Und noch ein Sidestep, der zeigt, wie sehr Corona den Spielplan – und teilweise auch die Fairness – aus der Bahn wirft: dafür, dass wir hier spielen, muss Igokea (selbst von einer Spielverlegung aufgrund eines Coronafalles betroffen) sein Heimspiel heute ebenfalls in fremder Halle, nämlich in Burgos austragen. Dort spielen sie direkt am Donnerstag auch das Rückspiel. Daher ist es logistisch eventuell sinnvoll, aber eigentlich auch Wahnsinn. Doch Corona macht alles irgendwie anders…

So viel von hier und jetzt. Ich habe eben gelesen, dass Italien plant, alles Einreisenden aus EU-Ländern – wohl ohne Ausnahme – mindestens fünf Tage in Quarantäne zu stecken. Daher habe ich aktuell noch keine Ahnung, wann es von wo aus den nächsten Reiseblog geben wird. Geplant ist er momentan am Donnerstag in einer Woche aus Sassari. Wie und von wo aus auch immer, für euch bleibt eines gleich: solltet ihr Anmerkungen, Wünsche oder Kritik haben, dann schreibt mir: thorsten.vogt@brosebamberg.de.

In diesem Sinne, bleibt sportlich!

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